Schnee nach Plan: So nutzt Serfaus-Fiss-Ladis seine wertvollste Ressource
Thomas hat in seinem Beruf viele Jahre Erfahrung: 15 Jahre lang hat er selbst Pistenraupen gelenkt und im Fahrerteam Pisten präpariert. Vor elf Jahren hat er Fahrersitz gegen Bürosessel getauscht und koordiniert nun als Leiter des Pistenmanagements das Fahrerteam, beobachtet Wetter und Wind und stimmt sich mit den Mitarbeitern der Beschneiung ab. Er entscheidet, wo wie viel Schnee produziert und wie er verteilt werden muss, um die perfekte Basis für die Pisten zu schaffen. Dabei stets im Fokus: Die Ressource Schnee darf nicht verschwendet werden.
„Wir fangen mit Schneekanonen und Schneelanzen schon ab Ende Oktober an, Schnee zu produzieren. Diesen Schnee nutzen wir bis in den Frühling hinein. Wir schaffen also einen Grundstein, den wir so verschieben können, dass wir bis Ostern beste Bedingungen bieten.“ Thomas’ jahrelange Expertise hilft ihm bei dieser anspruchsvollen Aufgabe: „Wir versuchen ständig, uns noch zu verbessern: Wo können wir Wasserressourcen einsparen? Wo müssen wir noch ein bisschen Schnee produzieren? Wie viel fehlt uns noch, damit wir bis zum Saisonende durchkommen?“
Dieser Schnee ist ganz und gar nicht künstlich
Der technische Schnee ist das Fundament für die guten Pisten in Serfaus-Fiss-Ladis. „Naturschnee ist wichtig, aber natürlich ist uns bewusst, dass es aufgrund des Klimawandels immer weniger Schneetage geben wird. Also müssen wir auf technisch erzeugten Schnee setzen – er ist die Basis, der Naturschnee die Kosmetik.“
Und bevor der falsche Eindruck entsteht, dass dieser Schnee tatsächlich „künstlich“ sei: Im technisch erzeugten Schnee sind Chemikalien verboten und werden nicht eingesetzt. „Das, was die Schneekanonen produzieren, wird aus Wasser in Trinkwasserqualität hergestellt. Das Wasser aus unseren Speicherteichen wird sogar noch einmal UV-gefiltert, bevor es zum sogenannten Kunstschnee wird.“ Beschneit wird dann bei kalten Temperaturen: –2 Grad sind Voraussetzung, ideal sind –10 bis –13 Grad und eine niedrige Luftfeuchtigkeit.
Gut gefüllte Speicherteiche als Basis
Das Wasser für den Schnee stammt aus regionseigenen Speicherteichen – vier in Fiss-Ladis und drei in Serfaus. Da dieses Wasser jedoch für die Beschneiung aller Pisten während der Saison nicht ausreicht, darf zusätzlich eine genau geregelte Menge aus umliegenden Bächen und Flüssen entnommen werden. In unserer Region wird besonders auf eine punktgenaue Beschneiung geachtet, damit Wasser als wertvolle Ressource verantwortungsvoll genutzt und im natürlichen Kreislauf bewahrt bleibt.
Die wichtigste Zutat für perfekten Schnee: Zeit
Das Beschneien selbst ist eine sehr zeitintensive Arbeit: Es reicht nicht aus, einfach einen großen Haufen Schnee zu produzieren und diesen dann zu verteilen. Um einen Untergrund zu schaffen, der von Dezember bis April bis zu 20.000 Skifahrer pro Tag glücklich macht, muss der Schnee Schicht für Schicht aufgebracht werden – 30 cm pro Schicht, dann fräst die Pistenraupe ihr Kettenprofil ein. „Wenn wir die 10 cm tiefen Kettenspuren im Schnee haben, kann er besser durchfrieren. Am nächsten Tag schieben wir mit den Maschinen wieder eine neue Schicht Schnee auf, bis wir die Grunddicke der Piste erreichen. So hat man einen super Aufbau der Piste, der auch im Frühling noch hält.“
Das Fahrerteam der Pistenraupen ist bei dieser Arbeit besonders gefordert – und Thomas hat für seine Mannschaft nur Lob übrig: „Jeder Fahrer hat ja seine Pistenabschnitte, die er immer bearbeitet. Da gibt es dann zum Teil fast schon interne Konkurrenz: Wessen Piste ist am Ende der Saison noch im besten Zustand? Die Fahrer sind da topmotiviert und ehrgeizig, sich weiterzubilden und ihr Bestes zu geben“, erzählt er stolz.
Im Winter für den Sommer vorsorgen: So werden Wiesen geschützt
Der Schnee ist nicht nur im Winter wichtig, sondern sorgt auch dafür, dass die Wiesen und Berghänge in der kalten Jahreszeit gut geschützt sind. „Es gibt das Vorurteil, dass Skifahren die Wiesen zerstöre. Aber die ausreichend dicke Schneedecke – und dafür sorgen wir ja – ist vielmehr ein Schutz“, erklärt Thomas. Die Flächen, auf denen Pisten liegen, sind durch die kompakte Schneedecke immer feucht – und das ist ein Pluspunkt. „Wir sehen, dass das Gras hier zwar einige Tage später wächst, aber schnell aufholt. Gedüngt wird deshalb auch schon im Herbst statt im Frühling, so hat das Gras optimale Wachstumsbedingungen.“
Zusätzlich werden überall, wo Pisten verlaufen, Bodenproben gemacht. „Mich interessiert das auch persönlich, weil ich selbst mehrere Felder bewirtschafte. Wenn wir ein Grundstück als Piste nutzen dürfen, möchte ich, dass der Bauer danach mehr Ertrag hat und seine Wiesen gesund sind – wenn das nicht der Fall ist und der Bauer auf seinen Feldern Schäden hat, wird er uns nicht mehr erlauben, die Flächen als Pisten zu nutzen.“ Diesen Einsatz schätzen die Bauern sehr: Das Team um Thomas ist bemüht, dass es keine Flurschäden gibt. Das Pistenteam fährt nach jeder Saison alle Wiesen ab, kontrolliert die Beschneiungsschächte und räumt auf.