Das Team der Bergbahnen Fiss-Ladis kümmert sich um die Revisionsarbeiten bei der Schönjochbahn in Österreich | © Serfaus-Fiss-Ladis
Blogautorin Andrea Serfaus-Fiss-Ladis | © christianwaldegger.com
Andrea

Backstage bei den Bergbahnen - Teil 1

29.05.2019 · Dabei sein, Sommer
Wenn die Seilbahnen 2x jährlich ihre wohlverdiente Verschnaufpause einlegen, ist bei den Bergbahnen in Serfaus-Fiss-Ladis aber noch lange nicht die Luft raus. Bis die Gondeln nämlich wieder zu surren beginnen, müssen die Mitarbeiter der Bergbahnen in Serfaus-Fiss-Ladis einige Hebel in Bewegung setzen. Motivierte Mitarbeiter sind gefragt. Diese habe ich bei meinem Besuch auch definitiv gefunden.

Lesezeit: 4 Minuten

Selten wird hinterfragt, was in den Wochen vor Saisonstart so alles passiert. Dieser Blogbeitrag ist den fleißigen Bienen gewidmet, die dafür sorgen, dass Gäste und Einheimische immer pünktlich zu Saisonstart wieder Höhenflüge erleben können. Immerhin werden fast 100% der Revisionsarbeiten immer noch händisch gemacht. Dabei ist der Großteil der Arbeiter männlich. Die Bergbahnen Fiss-Ladis beschäftigten aktuell jedoch auch zwei ausgebildete Technikerinnen und ein Lehrmädchen, welches sich im Bereich Seilbahntechnik ausbilden lässt.


Wenn die Bahn still steht...

Im Mai stattete ich den Bergbahnen Fiss-Ladis einen Besuch ab und genoss einen sehr interessanten Blick hinter die Kulissen. Vorhang auf für die unerschrockenen, schwindelfreien Helden der Zwischensaison:

Um 8.00 Uhr traf ich mich mit Martin Steinlechner, einem der drei Betriebsleiter der Bergbahnen Fiss-Ladis. Martin erzählte mir, dass insgesamt 26 Mitarbeiter bei den Revisionen der Bahnen mitarbeiten. Allein bei der Schönjochbahn, die aus zwei Sektionen besteht, sind zwischen sechs und zehn Mitarbeiter für die Revisionsarbeiten zuständig. Sobald die Saison wieder beginnt, wechseln einige treue Mitarbeiter in den Saisonbetrieb der Bergbahnen und sind für die Betreuung der Gäste oder, unter anderem, für die zwei Genussgondeln (im Sommer) zuständig.

Der Gondelbahnhof an der Mittelstation der Schönjochbahn beherbergt in den Zwischensaisonen 117 rote 8er-Kabinen. Die Möglichkeit durch die Gänge zwischen den Gondelreihen in der Bahnhofshalle zu schlendern, hat man nicht alle Tage. Ich war ganz schön beeindruckt. Zwischen den roten „Schafen“ versteckte sich bei meinem Besuch auch ein schwarzes in der Gondelherde – die elegante Genussgondel. In der luxuriösen Genussgondel können Genießer im Sommer kulinarisch über die Tiroler Wiesen schweben. Ein besonderes gastronomisches Erlebnis, das ich unbedingt einmal ausprobieren möchte. Innerhalb der wenigen Wochen vor Saisonstart müssen auch diese Gondeln unter die Lupe genommen werden.
 

417 Gondeln

surren in den Lüften hoch über Fiss und Ladis. Dazu zählen die Schönjochbahn I+II, die Möseralmbahn, die Almbahn, die Sonnenbahn Fiss-Ladis und die Waldbahn.


Die Gondelbahnen, die im Sommer über die Landschaft surren, haben bei den Streckenrevisionsarbeiten oberste Priorität. Wurden diese auf Herz und Nieren geprüft, geht es anschließend den „Wintergondeln“ an den Kragen bzw. unter anderem an ihre Rollen und Stützen. Die Sesselbahnen und Schlepplifte werden dann während der Sommersaison revidiert. Kein Schräubchen bleibt dabei von den Revisionstrupps ungeprüft. Schließlich wären Fehler in diesem Bereich fatal. Mein Eindruck von den Mitarbeitern war äußerst positiv. Hochmotiviert und konzentriert gingen sie mit Klettergurt und Werkzeug ans Werk. Die Zeit vor Saisonstart ist immer knapp bemessen, die jahrelange Erfahrung der Mitarbeiter lässt den Zeitdruck jedoch in den Hintergrund rücken und weckt Zuversicht.


Die Bergbahn gab mir einen Korb

„Bitte einsteigen“ hieß es vom Revisionstrupp der Schönjochbahn, dem ich über die Schultern blicken durfte. Gebi, Andi und Nobs wiesen mir den Weg in den offenen Revisionskorb, der in die Seilbahn eingehängt war. Die „drei Musketiere“ waren ein eingespieltes Team und kletterten, gut gesichert mit einem Klettergurt, sogleich die Leiter hinauf auf den Korb bzw. das Wartungspodest an der Stütze. Der Korb wurde dabei von Christoph von der Mittelstation aus an die jeweilige Stütze navigiert. Wir fuhren mit einer Minimalgeschwindigkeit von 0,3 m/s an die Doppelstütze 10a/10b. Die Maximalgeschwindigkeit einer Gondelbahn beträgt schon etwas mehr: Bis zu 6 Meter pro Sekunde bringen einige Seilbahnen auf den Tacho.


Es lief wie geschmiert

Die Mitarbeiter kontrollierten und schmierten alle beweglichen Teile. Überschüssiges Schmierfett wurde anschließend mit einem Tuch entfernt. Sie spitzten außerdem ihre Ohren, um frühzeitig Lagerschäden zu erkennen. Damit die beweglichen Teile frei rotieren konnten und über keine Last verfügten, musste das Seil aus den Rollen angehoben werden. Zum Heben der Last diente dem Trupp ein sogenannter, manuell betriebener, Kettenzug.

Auch die Windmesser und Lautsprecher wurden neben den beweglichen Teilen begutachtet.


Rollenbatterien: Damit die Gondeln, die mittels Klemmen am ständig umlaufenden Seil befestigt sind, berg- bzw. talwärts befördert werden, braucht es an den Stützen Rollen. Diese führen das Seil entlang der Strecke. Eine Rollenbatterie besteht dabei, je nach Stütze, aus einer unterschiedlichen Anzahl an hintereinander gesetzten Seilrollen.
 

1.538 Rollen

werden von den Bergbahnen Fiss-Ladis kontrolliert.
 

Bei einem stattlichen Gewicht von 50 kg pro Rolle, benötigen die Mitarbeiter mit Sicherheit keine Hanteln mehr. Martin erzählte mir, dass der Gummibelag einer Rolle sich je nach Betriebsstunden, Witterung und Last unterschiedlich abnutzt. Interessanterweise nutzt sich eine Rolle im Sommer stärker ab als im Winter, obwohl die Last geringer ausfällt. Die höheren Temperaturen gehen dem Material an den Leib.  Zweimal pro Jahr werden alle Rollen kontrolliert. Ist eine Rolle abgenutzt (vergleichbar mit einem Autoreifen), kann sie direkt vor Ort getauscht werden. Im Revisionskorb führte „mein“ Revisionstrupp einige neue Rollen mit. Mit einer hydraulischen Handpumpe, einem Handkran und einer Seilwinde (Seil eines demontierten Schleppbügels) wurden an der Stütze Nr. 4 die Rollen getauscht.


Ganz schön verdreht

Bei fast allen Einseil-Umlaufbahnen kommen sogenannte 6-litzige Förderseile zum Einsatz. Einzelne Stahldrähte werden dabei zu sechs „Litzen“ und diese dann zum eigentlichen Seil verdreht. Das Seil weist dabei eine Dicke bis zu 54 Millimetern auf. Es wird regelmäßig geröntgt, um frühzeitig Schäden feststellen zu können. Inspektionsstellen führen eine sogenannte magnetinduktive Prüfung durch. Dabei wird die Seilprüfung mithilfe eines Prüfgerätes direkt am Seil durchgeführt. „Alleine bei der Schönjochbahn I + II kommen fast 6 km Stahlseil zum Einsatz“, teilte mir Martin mit.

 

21.723 Meter Seil

bringen die Gäste der Bergbahnen Fiss-Ladis von den Talstationen zu den Bergstationen. 21.723 Meter - das ist die dreifache Länge der Frommesabfahrt!


Stützen und Rollen soweit das Auge reicht

Weitere wichtige Elemente sind natürlich auch die Stützen. Martin erklärt mir, was eine Wechsellaststütze ist: „Hierbei handelt es sich um eine Stütze, bei der das Seil ober- und unterhalb durch Seilrollen geführt wird. Diese Stützen sind sehr zeitaufwendig, da sie sehr viele Rollen besitzen.“ Beim Nachzählen komme ich auf 16 Rollen pro Richtung. Es gilt dabei: Je mehr Rollen, desto größer ist die Last, die die Stütze tragen muss. Die Höhe der Stützen ist immer an das Gelände angepasst und variiert zwischen 8 und 40 Metern. Die höchste Stütze befindet sich bei der Möseralmbahn.

 

73 Stützen

werden vom Revisionsteam der Bergbahnen Fiss-Ladis genauestens unter die Lupe genommen.


Nachdem die Streckenrevision abgeschlossen ist, werden die Personenkabinen auf Vordermann gebracht.  Auch hier ist der gleiche Trupp zuständig. Die Gondeln bekommen außen und auch innen ein Facelifting. Ein "Rundum-Wohlfühlprogramm“ sozusagen.


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