Getreideernte Einsatz Mähdrescher Fisser Imperial Gerste Urkorn Serfaus-Fiss-Ladis | © Serfaus-Fiss-Ladis Marketing GmbH | Andreas Kirschner
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Fisser Imperial Gerste

19.08.2021 · Genuss, Ganzjährig
Die Fisser Imperial Gerste ist mit einem ganz bestimmten Namen verknüpft. Landwirt Karl Röck baute vor beinahe 90 Jahren die äußerst widerstandsfähige Gerste am Plateau an. 2013 hauchte sein Sohn Herbert der beinahe vergessenen „Breia“ wieder neues Leben ein. Von hochprozentiger Ernte bis g’schmackigem Gersteneintopf, das imperiale Korn aus Fiss scheint alle Stücke zu spielen.

Lesezeit: 6-7 Minuten

Wie alles begann …

Der Fisser KARL RÖCK (1902 – 1963), der die landwirtschaftliche Fachschule in Imst in den 20er-Jahren abschloss, interessierte sich sehr für die Getreidezucht und erkannte das POTENTIAL der Fisser Imperial Gerste in den 1930er-Jahren (schwierige Zeit). Er hegte den Wunsch, aus einer alten verbrauchten Gerste etwas Neues zu züchten. Die alte Gerste, die zuvor angebaut wurde, würde nichts mehr taugen und sei ausgedörrt. „Fast 10 Jahre dauerte es, bis etwas ANSTÄNDIGES dabei herausgekommen ist“, so sein Sohn Herbert Röck. Er versuchte, die Gerste an verschiedenen Orten anzubauen. Die Äcker zwischen Fiss und Ried (Telfes Höfe) boten einen besonders guten Standort für die Fisser Gerste. „Mittlerweile wachsen ja sogar MARILLEN und WEINTRAUBEN am Talfas. Früher halt unsere Gerste“, erzählt Herbert. Auf jenen Äckern war bereits ein Anbau im März möglich. Auch im Dorf Fiss wurde die Gerste angebaut.


Reiche Ernten, zufriedene Bauern

Die Fisser Bauern waren sehr zufrieden über ihre Ernten. Die Gerste war enorm ertragreich. 28.000 KILOGRAMM Fisser Gerste wurden einst jährlich per MATERIALSEILBAHN von Fiss nach Ried hinunter transportiert. Da Karl Röck die Fisser Imperial Gerste bei der Saatbaugenossenschaft und Samenzuchtanstalt in Rinn als Saatgut eintragen ließ, war es den Bauern in Fiss vorbehalten, die Gerste für die Saatgutvermehrung zu liefern. Besonders in den Nachkriegsjahren konnten sich die armen Bauern so etwas dazuverdienen. Sie erhielten für die damaligen Verhältnisse einen sehr hohen Betrag für die abgelieferte Saatgerste: 4 SCHILLING und 60 GROSCHEN.

Birli binden

Im sogenannten "Lagerhaus" wurde die Gerste gereinigt. Eine Trocknungsanlage war zu jener Zeit nicht notwendig, da sie auf den Feldern auf „BIRLI", also Getreidebündel, aufgebunden und heim in den Stadel gebracht wurden. Bereits nach einem Monat wurde gedroschen. Die Gerste war besonders beliebt, da sie nicht nur als Nahrung für den Menschen diente, sondern auch „a BETT FÜRS VIECH" (Gerstenstroh) war. Die Gerste wurde zudem sehr gerne angebaut, da sie ein sehr ROBUSTES Korn ist und sich perfekt an das alpine Klima anpassen kann. Herbert Röck schildert dies eindrücklich, als er über den Verkauf von der Gerste nach NEPAL berichtet. 2014 verkaufte er 10 kg Gerste. Sie wurde anschließend auf rund 2.500 Meter über dem Meeresspiegel angebaut. Sie sei zwar gewachsen, ob sie jedoch REIF geworden ist, ist ihm nicht bekannt. 


In aller Welt unterwegs und doch in Fiss zuhause

Ab 1938 baute der Gersten-Pionier Karl Röck die „BREIA“ an und exportierte das Korn in alle Welt – EUROPA, ASIEN und SÜDAMERIKA. Sohn Herbert Röck kann sich noch an eine Geschichte erinnern, die ihm seine Mutter immer erzählte. Karl Röck wurde Anfang der Kriegsjahre einst gefragt: „Sind Sie der Mann, der diese Gerste züchtet? Ich bitte Sie, diese weiter zu züchten. Sie erhalten von uns jede Unterstützung.“ Durch jene UNTERSTÜTZUNG konnte er neue Maschinen anschaffen und musste nicht mehr alles mühevoll von Hand machen. Herbert Röck bezeichnet jene Hilfsmittel treffend: „Ackerfräse und des gonze GLUMP, des dazu kheart.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam einst ein FRANZÖSISCHER OFFIZIER zu Familie Röck in Fiss. 50 kg Fisser Imperial Gerste wollte dieser. Während dem Krieg waren französische Gefangene in Fiss stationiert, die bei den Landwirten als HELFER eingesetzt wurden. Auch bei Karl Röck war ein französischer Gefangener beschäftigt. Dieser erzählte dem Offizier über die gute Qualität der Gerste. So KLOPFTE der Offizier in den Besatzungsjahren nach dem Krieg an und kaufte das Fisser Saatgut, um es anschließend in Frankreich anzubauen. Herbert Röck erzählt humorvoll, dass er zwar mittlerweile in Frankreich zum Skifahren gewesen ist, die Gerste sei ihm aber nicht in den Sinn gekommen.

Vermeintliche Erfolgsgeschichte

Eine vermeintlich lang anhaltende Erfolgsgeschichte beginnt. Doch in den 1960er-Jahren KOMMT ALLES ANDERS: Erst verdrängt eine bayrische Gerstensorte namens „BARIN“ (bayrische Gerste in Rinn) die Fisser Imperial Gerste, später ist der Anbau generell nicht mehr wirtschaftlich. Die Fisser Gerste gerät FAST IN VERGESSENHEIT.

Aber eben nur fast. Karl Röcks Sohn erzählt, dass sein Vater einst ein Schreiben von der TIROLER SAATBAUGENOSSENSCHAFT erhielt: „Herr Röck, wir haben so viel Imperial Gerste auf Lager, wir benötigen keine mehr. Allerdings machen wir dir folgenden Vorschlag: Du bekommst von uns Barin.“ Auf jenes Ersuchen hin bauten sie diese Sorte bis 1963/64 an. Einige Fisser Bauern kultivierten weiterhin die Fisser Imperial Gerste, jedoch nur mehr für den Privatgebrauch. Engelbert Krismer baute etwa die Fisser Imperial Gerste bis 1985 in Fiss an. Der Ackerbau rückte im Laufe der Jahre immer mehr in den Hintergrund. Durch den wachsenden FREMDENVERKEHR erschlossen sich für die Landwirte NEUE EINNAHMEQUELLEN.


Nicht ganz vergessen

Die Fisser Imperial Gerste geriet jedoch NICHT GANZ IN VERGESSENHEIT. Auch wenn sie in Fiss für einige Jahre nicht mehr angebaut wurde, so wurde sie auf den Äckern im Raum Kitzbühel und in Oberösterreich immer angebaut. Warum in Oberösterreich? Die Familie Röck belieferte einst die Firma „Saatbau Linz“ mit Saatgut. So fand das Fisser Korn eine weitere Heimat im Osten Österreichs.


Fisser Imperial Gerste is back

Durch viel ENGAGEMENT gelang es 2013 einer kleinen Gruppe um Herbert Röck die Fisser Imperial Gerste zu rekultivieren. Mittlerweile ist die Fisser Imperial Gerste im Tiroler Oberland wieder sehr BELIEBT und wird auf über 70 HEKTAR Fläche angebaut.

Wappen der Gemeinde Fiss

Im geviertelten Wappen von Fiss befinden sich neben einer goldenen Sonne auch zwei goldene KORNÄHREN, die die Fisser Imperial Gerste symbolisieren. Die Gemeinde ist sich der Bedeutung ihrer hochalpinen Kulturpflanze also sehr wohl bewusst. Sie gehört einfach zu Fiss.


Gerste im Glas

Die Gerste ist ein wahrer Alleskönner und vielfach einsetzbar: Neben Gerstenrisotto oder Gerstlsuppe schmeckt sie auch als Milchreis und „Alpen-Popcorn“ ziemlich gut. Außerdem wird die Gerste zur Bier- und Whisky-Herstellung genutzt. In FLÜSSIGER Form schmeckt das Korn also auch. Schon probiert?

Meisterbrenner GERHARD MAASS - der Turabauer - aus Prutz kreierte in Zusammenarbeit mit den Bergbahnen Fiss-Ladis den sogenannten FISSKY IMPERIAL. Dabei handelt es sich um einen Single Malt WHISKY, gebrannt aus der traditionsreichen Fisser Imperial Gerste. Die Bergbahnen sehen das Gemeinschaftsprojekt mit der Edelbrennerei Maass als richtigen Schritt in die Zukunft, in der regionale Produkte immer mehr an Bedeutung gewinnen. Auch wenn der Whisky-Verkauf kein Kerngeschäft der Seilbahngesellschaft darstellt, so freuen sie sich, dass die ganz besondere Fisser FLATSCHGERSTE in einer neuen Form auflebt. Wie schmeckt dir das edle hochprozentige Tröpfchen?

Wo ist er ERHÄLTLICH? Der Fissky ist im Shop der Fisser Bergbahnen, beim Grissemann in Zams und direkt beim Turabauer in Prutz erhältlich. Mein persönlicher Tipp: Besonders gut schmeckt der Fissky in der Zirbenhütte auf der Fisser Nordseite.

Ist Whisky nicht so deins? Auch in Sachen BIER macht die Gerste eine gute Figur. In allen Restaurants der Bergbahnen in Serfaus-Fiss-Ladis kommst du in einen speziellen regionalen Trinkgenuss. Lust auf ein gekühltes TYROLER IMPERIAL ZWICKL?


Gerste auf'm Teller 🍽

Auch die Restaurants am Hochplateau wissen die Qualität des alpinen Korns zu schätzen. Philipp Kaschutnig, Restaurantleiter der Schöngampalm und Zirbenhütte verrät dir, wie ein originelles Rezept für dich: „Als Fisser Koch liebe ich es mit unserer Gerste zu kochen. Meinem Sohn habe ich sie als „Fisser Popcorn“ angepriesen. Ein paar Tricks darf man als Papa schon anwenden, oder? Von Mais ist in diesem Gericht natürlich keine Spur. Aber das Fisser Getreide pufft mindestens genau so laut wie POP-Corn.“


Zubereitung: 5-10 Minuten

In einem kleinen Topf Rapsöl auf etwa 220° C erhitzen. Die Gerste im Sturz ins Öl geben und kurz bei großer Hitze zum Puffen bringen. Sei vorsichtig, besonders wenn kleine Köche mit dabei sind: Das Fett wird extrem heiß. Achtung: Die Gerste darf nicht zu lange im Fett gebraten werden, da sie sonst bitter wird. Das Verpuffen der Gerste ergibt einen angenehm nussigen Geschmack.
Anschließend abseihen und auf ein Stück Küchenrolle auslegen, sodass das überschüssige Fett abtropfen kann. Solange die Gerste noch warm ist, leicht darüber salzen.


Resümee

In Fiss gezüchtet, in Fiss veredelt und in drei Kontinenten der Erde angebaut: Die Fisser Imperial Gerste hat also definitiv das Zeug zur regionalen Spezialität. In welcher Form nimmst du sie am liebsten zu dir: Löffel für Löffel oder lieber Schluck für Schluck? Noch mehr kulinarische Versuchungen gibt es im Fisser Kochbuch zu lesen und nachzukochen. Gerichte mit der regionalen Gerste dürfen hier natürlich auch nicht fehlen.

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