People of SFL: Eva Stark, der Tausendsassa der Skischule Fiss-Ladis
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Seit mehr als 28 Jahren ist die gebürtige Steirerin Eva Stark in Fiss zu Hause. Dass sie hier gelandet ist, war ein Zufall: „Ich habe Sport studiert und war dann als Skilehrerin in Australien. Dort habe ich Benny Pregenzer, den ehemaligen Leiter der Skischule Fiss-Ladis, kennengelernt“, erzählt Eva. Zu dieser Zeit schrieb sie gerade an ihrer Diplomarbeit: „Ich habe einen Lehrplan für Kinder- und Jugendskilauf erstellt. Den hat es vorher in dieser Art, ausgelegt auf verschiedene Altersgruppen, noch nicht gegeben. Benny Pregenzer hat das mitbekommen und mich bei meiner Arbeit mit den Kindern gesehen. Da hat er mich überredet, für ein oder zwei Saisonen mit nach Fiss zu kommen.“ Aus der einen Wintersaison wurden viele mehr und Eva hat in Fiss nicht nur ihr privates Glück gefunden, sondern konnte sich auch ihren Traumjob schaffen.
Skifahren lernen in jedem Kindesalter
„Mit dem Kinderlehrplan habe ich die Vorarbeit geleistet, um unseren Kinderbereich in der Skischule Fiss-Ladis so umfangreich aufzubauen, wie er heute ist.“ Und auch, wenn Eva nicht gerne als Pionierin bezeichnet wird: „Dafür, dass aus einer kleinen Party eine große Party geworden ist, bin wohl ich zuständig.“ Ihr Verdienst war es vor allem, dass es nicht nur für den Kleinkinderbereich ein eigenes Lehrprogramm gibt, sondern dass die Lehrmethoden auf jedes Alter – von den ganz jungen Ski-Bambinis bis zu den Teenagern – abgestimmt wurden.
Teamwork ist alles
Evas Diplomarbeit wurde zum Österreichischen Kinder- und Jungendlehrplan und ist noch heute (mit mehrmaligen Überarbeitungen) bei allen Ausbildungen in Verwendung: „Ich bin als Ausbildungsleiterin für den Kinder-und Jugendskilauf auch beim Tiroler und Österreichischen Skilehrerverband im Einsatz. Dort habe ich ein fantastisches Team mit engagierten Menschen aus verschiedenen Skischulen um mich. Mit ihnen kann ich Lehrinhalte stets weiterentwickeln.“ Dass ihre Erfolge immer Teamarbeit sind, ist Eva besonders wichtig. „Man kann Dinge alleine starten, aber dann braucht man Leute, die begeistert mitmachen“, sagt sie. „Wir haben in Fiss-Ladis eine großartige Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem Tourismusverband und den Bergbahnen, um auch große Sprünge in der ‚Hardware‘ (wie etwa mit dem Bau von Berta’s Kindervilla, des Kinderrestaurants oder dem Märchenexpress) zu machen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass nicht Infrastruktur und Ausstattung das Entscheidende sind, sondern die Software: Das Wichtigste bleibt, wie wir mit unseren Gästen umgehen.“
Die Entwicklerin von Berta‘s Animationsprogramm
Was ihren kleinen Gästen in der Kinderskischule Fiss-Ladis gefällt, das hat Eva im Gespür – und sie hat im Laufe der Jahre viel Erfahrung dazu gesammelt. Ihren Riecher für kindliche Begeisterung hat sie auch bei der Entwicklung des Skischul-Pausenprogrammes mit Maskottchen Berta unter Beweis gestellt. „Berta wurde vom Fisser Fully Rietzler eigentlich als Kinder-Beförderungsmittel für den Sommer entwickelt. Ich habe dann versucht, Berta auch in den Winter und in die Skischule einzubauen. Eine Mitarbeiterin, die auch Schneiderin ist, hat mir ein erstes Kostüm für Berta geschneidert. Die freundliche gelbe Kuh mit den großen Augen und gekleidet in einer roten Hose ist gleich gut angekommen“, erinnert sie sich. Mittlerweile ist Berta aus der Skischule Fiss-Ladis nicht mehr wegzudenken. Und Eva hat sogar ein Kinderbuch über die Abenteuer des Maskottchens selbst verfasst. Woher nimmt sie all ihre Ideen? „Die sprudeln einfach so“, lacht sie. „Die kreative Arbeit mache ich meistens im Frühjahr und Sommer, wenn ich mehr Zeit habe. Dann bin ich unterwegs, in der Natur oder auf Reisen, lese viel und lasse mich inspirieren.“
Der „Nightflow“ aus Evas Feder
Die kreative Phase im Frühling und Sommer nutzt Eva auch für die Konzeption und Planung der wöchentlichen Abendshow „Fisser Nightflow“. Hier schreibt sie das gesamte Konzept, erstellt den genauen Ablaufplan und setzt es gemeinsam mit dem engagierten Nightflow-Team um. „Im Herbst und am Winteranfang wird’s dann schon ein bisschen stressig, bis alle Proben abgeschlossen sind“, gibt sie zu. „Aber mit guten Leuten stellst du immer etwas Gutes zusammen.“ Die Wertschätzung für ihre Mitstreiter lässt Eva immer wieder durchklingen. „Man muss sich um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut kümmern. Auch uns gelingt das nicht immer einwandfrei, aber wir bemühen uns sehr.“
Wie groß die Begeisterung im Skilehrer-Team ist, zeigt sich auch daran, dass immer wieder ehemalige Skischüler später als Skilehrer wiederkommen. „Unsere älteste Skilehrerin ist Adelheid, sie ist 74 Jahre alt. Einige unserer aktuellen Skilehrer haben bei ihr noch das Skifahren gelernt, und heute leiten sie mit ihr zusammen die Gruppen. Und viele der ehemaligen Skilehrer bringen jetzt ihre eigenen Kinder zu uns in den Skikurs. Für uns ist das ein schönes Kompliment.“
1000 x Skifahren lernen
Wie vielen Kindern Eva das Skifahren wohl schon beigebracht hat? Sie lacht: „Das kann ich gar nicht mehr zählen. Über 1000 waren es bestimmt. Auch wenn ich jetzt mehr im Hintergrund arbeite und organisiere, bin ich immer noch zur Unterstützung mit auf der Piste.“ Was hat sich denn in den letzten 25 Jahren am meisten verändert? „Natürlich gibt es heute viel mehr Hilfsmittel, mit denen sich das Skifahren noch leichter lernen lässt, wie etwa den Snow-V, den wir gemeinsam mit der Firma Sunkid entwickelt haben.“ Anders geworden sei vielfach auch der Umgang der Eltern mit den Kindern: „Mamas und Papas wollen heute viel mehr informiert sein, was die Kinder in den Kursen lernen und wie der Tag gestaltet wird. Deshalb gibt es bei uns auch einen Eingewöhnungstag, um den Kindern (und auch den Eltern) den Einstieg in den Skikurs leichter zu machen“, erzählt Eva.
„Kinder sind einfach reizende Wesen“
Aber es gibt auch etwas, das über all die Jahre gleichgeblieben ist: „Die Liebenswürdigkeit der Kinder. Es sind einfach reizende Wesen, sie sind lustig, begeisterungsfähig und geben so viel zurück“, schwärmt Eva, die selbst auch zwei Söhne hat. Und so sieht man Eva an, dass ihr Job – oder besser noch: ihre Jobs – ihr viel Spaß machen. Was sie für die nächste Saison in petto hat? „Das will ich noch gar nicht verraten. Aber langweilig wird mir bestimmt nicht!“