Skilehrerin der Skischule Serfaus mit Gruppe in einer alte Gondelbahn Mittagessen im Kinderrestaurant Starrest Skiurlaub Serfaus-Fiss-Ladis Tirol | © Serfaus-Fiss-Ladis Marketing GmbH | Rene Raggl
Blogautorin Andrea Serfaus-Fiss-Ladis | © christianwaldegger.com
Andrea

Starrest: Das innovative Kinderrestaurant

19.12.2024 · Genuss, Familienzeit
Das Serfauser Kinderrestaurant Starrest auf 2.000 m hat bereits 10 Winter auf dem Skischul-Buckel. Nun geht es in seine 11. Runde. Grund genug, bei den Verantwortlichen anzuklopfen und bis in die 70er-Jahre zurückzublättern. Dort liegen nämlich die Anfänge.

Lesezeit: 4-5 Minuten

2013 wurde das Starrest eröffnet. Die Ursprungsidee eines gesonderten Kinderrestaurants liegt jedoch einige Jahrzehnte zurück. Um also das gesamte Bild zu sehen und zu verstehen, heißt es für mich: Zurückblättern ins Jahr 1975.

DIE 70ER-JAHRE: DAS ERSTE KINDERRESTAURANT

Bereits 50 Jahre vor dem Bau des Starrest eröffnete im Seilbahngebäude das erste Kinderrestaurant in Serfaus – und damit seinerzeit das erste im Alpenraum überhaupt. Mit Superlativen sollte man zwar nicht um sich werfen, aber auch hier waren die Serfauser die klaren Vorreiter in der Kindergastro und eben am schnellsten.

Etwas verrückter, mutiger und zielstrebiger als die „anderen" waren sie ja schon immer: die Serfauser.


Für eine Antwort auf meine Frage, warum bereits in den Siebzigern die Notwendigkeit eines eigenen Kinderrestaurants bestand, treffe ich mich mit dem ehemaligen Leiter der Skischule Serfaus Rudolf Hammerle (1990-2005). Er ist Vollblut-Skifahrer, den es auch im höheren Alter auf der Piste keinesfalls stinglt und der es wissen muss: Schließlich hat der charismatische Tiroler die Entwicklung der Skischule und der Region maßgeblich beeinflusst.

„Ich konnte mich von Beginn an mit dem Kinderthema identifizieren. In den 90er-Jahren hat sich das Familienthema spürbar verstärkt. Das Maskottchen Murmli kam für die Skischule und das gesamte Dorf genau zur richtigen Zeit. Kinder wollen unterhalten werden. Mit der Eröffnung unseres Kinderrestaurants 1975, das war 20 Jahre bevor wir überhaupt ein Maskottchen hatten, setzen wir einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung“, erinnert sich Rudl, wie ihn alle nennen.


Serfaus verstand also schon früh, dass Kinder im Winterurlaub auch während der Mittagspause eine optimale Betreuung benötigen. Auch wenn das erste Kinderrestaurant für die damalige Zeit funktionell sehr gut war, so gab es aber Nachteile. „Bereits damals wurden die Skischulkinder nach Alter getrennt, jedoch innerhalb eines einzigen Restaurants. Der Platz war knapp und die Trennung funktionierte nur bedingt. Die große Anzahl an Kindern, die alle zur gleichen Zeit ihre Mittagspause verbrachten, war nur schwer zu bewältigen. Zudem gab es auch noch keine kindgerechten Tische oder Toiletten. Heute kaum vorstellbar“, erzählt Rudl.

Die Hektik in der Mittagspause sollte aber mit dem Bau des Starrest und Murmlirest und die Einführung des Doppelten Skischulangebotes der Vergangenheit angehören. Was es mit jenem problemlösenden Angebot auf sich hat, erfahre ich wenig später.


Die 2010er-Jahre: 2 Kinderrestaurants nach Altersinteressen

1975 waren die Serfauser bereits Vorreiter, 2013 gingen sie einen Schritt weiter: Das Starrest und Murmlirest wurden eröffnet. Was brachte die Trennung nach Alter in den zwei Kinderrestaurants? Welche Stücke spielt das Starrest? Ich frage bei Phil Olavide, Marketingmanager der Skischule Serfaus, und Stefan Mangott, Geschäftsführer der Seilbahn Komperdell GmbH, nach. Denn auch sie beide müssen es wissen.

Phil ist standesgemäß in Rot gekleidet, Stefan in Blau. Auch wenn ihre Jacken starke Kontraste bilden, so sind ihre Visionen von einem außergewöhnlichen Gastrokonzept alles andere als gegensätzlich. Die zwei Player am Berg spielen gemeinsam statt gegeneinander. Klingt vernünftig.

Nimm Platz


Für unser Gespräch nehmen wir in einer alten Gondelkabine Platz. Ein kurzer Blick reicht, um zu erkennen, dass das nicht das einzige außergewöhnliche Sitzmobiliar im Starrest ist. Neben einer ausrangierten Gondel der gelben Sunliner-Bahn finde ich auch noch einen alten Sessellift, der zum Sitzen einlädt. "Die Skilehrer sitzen mit ihrer Gruppe immer an einem anderen Platz. Langweile kommt hier definitiv keine auf", sind sich beide einig.

„Wir sitzen hier in einer der zwei originalen Kabinen der Pendelbahn Serfaus-Komperdell. 1958 wurde sie in Betrieb genommen. Die zweite Kabine hängt zur Erinnerung an der Außenwand des Starrest, genau an der Stelle, wo die Originaleinfahrt der Bahn war. Am Holzbahnsteig sitzen heute die Skischulkinder", erzählt Stefan, der seit 2008 Geschäftsführer der Serfauser Bergbahnen ist.


Öde Sitzmöbel und langweilige Räume sucht man im Starrest vergeblich. „Mit dem Bau des Starrest wurden eine kindgerechte Gastronomie sowie Unterhaltung miteinander verbunden. Es ist weit mehr als nur eine reine Mittagspause“, erklärt der Skischulexperte Phil. Das wird mir im Interview auch zunehmend klar: Die Mittagspause gleicht mehr einem Erlebnis als der reinen Nahrungsaufnahme. Insgesamt zähle ich sieben inszenierte Räume.

Hinter dem Bau des Starrest stecken viele Köpfe, unter anderem Architekt Hannes Hotz, der neben der neuen Komperdellbahn, dem Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis auch dem Starrest seinen Baumeister-Stempel aufgedrückt hat. „Hannes war Skilehrer bei uns und kannte die Problematik. Er ist einer von uns und weiß, was er plant“, erzählt Phil Olavide.

„Mit dem Bau der zwei Restaurants konnten wir die unterschiedlichen Altersinteressen der Skischulkinder berücksichtigen: das Murmlirest für die Kleinen, das Starrest für die Großen. Kinder und Jugendliche wurden zuvor alle im gleichen Restaurant untergebracht. Das führte zum einem zu einem Platzproblem, zum anderen zu Interessenskonflikten. Die größeren Kinder fühlten sich bei den kleinen nicht wohl“, blickt Phil zurück.

Murmli wurde von den Jugendlichen als coole Leitfigur schnell rausgekickt. Verständlich. Dennoch wurde auch die Kreierung eines eigenen Maskottchens schnell vom Tisch gefegt. Stattdessen kamen die Snowstars. „Wir mussten uns die Frage stellen, was Jugendliche spannend finden. Dieses Dilemma war dann der Initialzünder für unser altersgerechtes Snowstarprogramm und die gestaffelten Skikurszeiten“, erzählt Phil.

Wie unterschiedlich die Bedürfnisse der Gäste sind und dass das Leben manchmal doch ein Wunschkonzert ist, erfahre ich im weiteren Verlauf des Gesprächs. „Wir wollten die Familien nicht auseinanderreißen. So arbeiteten wir gemeinsam mit der Skischule Serfaus ein Konzept mit zwei Mittagszeiten aus. Direkt mit den zwei Mittagszeiten waren folglich auch die Beginn- und Schlusszeiten geknüpft", erklärt Stefan. 

speise, ...

Da mein heutiger Rechercheort am Ende des Tages dann doch ein Restaurant ist, muss ich nachfragen: Was gibt’s denn Gutes? Zu Beginn stand für das Bergbahnunternehmen und die Skischule das gesunde Essen im Vordergrund. Löblich. Dass aber gerade im Urlaub das Essen eine wahre Sünde wert ist, mussten sie und ihr breitgefächertes Team erst lernen. Das Essen wurde im Sommer vor Restauranteröffnung getestet und bekam Höchstnoten.

Die Realität im Winter war jedoch eine andere. So mussten wir uns anpassen und das Gastrokonzept überarbeiten. Pommes und Limo gehören einfach dazu“, gestehen sich die zwei Herren ein. Neben anfänglichen Menü-Hoppalas hat sich das Gastrokonzept bewährt. Alles sollte das Prädikat unkompliziert erhalten.

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Bemerkenswert am Starrest ist, dass es einen einzigartigen Museumscharakter hat. Das Image ist aber nicht verstaubt und langweilig, sondern auch hier wieder an das Alter der Kinder ab 6 Jahren angepasst: die Exponate (ja in den Schaukästen sind „echte“ Museums-Leihgaben dabei!) spannend und lehrreich. Verantwortlich für den Museumstouch ist Lisa Noggler-Gürtler. Die Ausstellungskuratorin hat sich ordentlich ins Zeug gelegt und eine gute Auswahl getroffen.

... und spiele.


Neben einem Exkurs in die Skigeschichte, einem Blick in und unter die Schneedecke, Analysen von Tierspuren oder Hinweisen zum richtigen Verhalten bei einem Lawinenabgang oder einer Helikopterlandung, sind ein alter Pistenbully und Spiele-Tablets unter anderem fester Bestandteil der Erlebnisgastro am Berg.

Mein Fazit

Da möchte ich am liebsten wieder Kind sein. Die schlechte Nachricht: Erwachsene müssen leider draußen bleiben. Im Starrest (und Murmlirest) haben Kinder nämlich das Sagen.


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